Liebe Freund*innen vom RadEntscheid Essen, |
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so schnell ist der Jahreswechsel vorbei und wir befinden uns im Jahr 2023, in dem die Umsetzung jetzt aber wirklich und wahrhaftig starten soll. Passend dazu haben wir den letzten Umsetzungsbericht der Stadt Essen ausführlich kommentiert. Und auch im neuen Jahr geht es munter weiter: Für unser neues Projekt #hastemalluft suchen wir noch Standorte, mit dem OpenBikeSensor rufen wir weiterhin zum Messen von Überholabständen auf und wie immer kommentieren wir auch aktuelle Planungen der Stadt wie die Idee eines Hochradwegs in Essen. Über FragDenStaat haben wir zudem Informationen über den Umgang der Polizei mit missachteten Überholabständen erhalten.
Viel Spaß beim Lesen dieser Newsletterausgabe!
Mit radelnden Grüßen Björn, Simon, Hendrik, Joerg, Christiane, Stephan und Anna Laura für den RadEntscheid Essen |
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Jahresrückblick: 2022 mit dem RadEntscheid |
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Erlaubt uns einen kurzen Rückblick auf das Jahr 2022: Mit vielen bunten und sehr unterschiedlichen Aktionen haben wir die Aufmerksamkeit für das Thema Rad in Essen hochgehalten.
Wie auch in den letzten Jahren gab es verschiedene Dankeschön-Aktionen für die Essener Alltagsradler*innen, zwei Filmabende und natürlich auch drei Ausgaben der Kidical Mass. Bei der letzten durfte Oberbürgermeister Kufen sprechen und hat dafür durchaus Gegenwind bekommen. Außerdem haben wir uns sehr über den Besuch von Katja Diehl zu einer Lesung von ihrem Buch Autokorrektur gefreut.
Ein großes Thema war in der ersten Jahreshälfte die #NennMichNichtFahrradstraße Rüttenscheider Straße. Noch immer sind keine Verbesserungen für den Radverkehr umgesetzt worden – unsere Swarmingaktionen im letzten Jahr hatten aber immerhin zur Folge, dass der verschleppte Evaluationsbericht veröffentlicht wurde.
Unser Team Politik & Verwaltung hat sich unermüdlich mit den Planungen der Stadt beschäftigt und diese ausführlich kommentiert und mit Verbesserungsvorschlägen versehen: Finden könnt ihr unsere diversen Stellungnahmen auf unserer Website. Der Beginn des Jahres 2022 war zudem geprägt von Gesprächen: Erste Austausche mit der SPD-Fraktion, der Grünen-Fraktion und den Linken sowie mit dem Oberbürgermeister fanden statt.
Auch die Bezirke haben 2022 einiges auf die Beine gestellt: So hat zum Beispiel die Bezirksvertretung 3 eine Präsentation unserer Prioritätenliste für die Umsetzung des RadEntscheides auf Bezirksebene gehalten sowie eine Bezirksradtour zu den herausfordernden Straßen im Bezirk 3 organisiert. Ebenfalls für den Bezirk 3 haben wir Visualisierungen einer lebenswerten Stadt erstellen lassen – konkret für die Mülheimer und die Holsterhauser Straße.
Besonders gespannt waren wir außerdem auf die erste Dialog-Veranstaltung, die Teil des RadEntscheid-Beschlusses ist (Ziel 7) und im Juni stattfand. Leider hat die Verwaltung den Bericht zum Stand der Umsetzung nicht zum versprochenen Zeitpunkt veröffentlicht, sodass eine informierte Diskussion über den Stand der Umsetzung nicht stattfinden konnte. Der Bericht wurde dann Ende August nachgereicht und offenbarte erneut, dass die Umsetzung des RadEntscheides deutlich hinter den Beschlüssen herhinkt.
Auch deshalb entschlossen wir uns, zum 2. RadEntscheid-Geburtstag eine große Demo zu organisieren. Unter dem Titel „Hey Essen, wo bleiben die Radwege“ zogen wir mit rund dreihundert Menschen zu Fuß – wohlgemerkt und bewusst – von der Grugahalle durch die Essener Innenstadt. Die Demo endete am Hirschlandplatz vor dem Sitz des Amtes für Straßen & Verkehr, um mit Nachdruck die Umsetzung des RadEntscheids einzufordern.
Beendet wurde das Jahr dann mit dem Start unseres neuesten Projekts: Luftpumpen für alle! Mit #hastemalluft wollen wir alle Stadtteile mit öffentlich in Geschäften verfügbaren Luftpumpen ausstatten, damit ihr immer Luft auf den Reifen habt.
Und wir?
Bei unserer ersten Klausurtagung im März haben wir als Team reflektiert, die nächsten Monate vorbereitet, neue Ziele gesetzt und uns als Team weiter kennengelernt. Außerdem sind erfreulicherweise einige neue Leute zum Team gestoßen und unterstützen uns tatkräftig! Wir freuen uns immer über neue Leute – wer uns kennenlernen will, darf gern bei unseren Aktionen vorbeischauen oder sich per Mail an info@radentscheid-essen.de melden.
Mehr Details zu den vergangenen Aktionen und Projekten findet ihr übrigens in unserer Chronik. |
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Ausblick 2023: Das ist bisher geplant |
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In aller Kürze möchten wir auch kurz berichten, was wir für 2023 schon vorhaben.
Demnächst wird das Mapathonteam nach zwei Jahren Arbeit seine Ergebnisse veröffentlichen – seid gespannt auf die von den Bürger*innen gemeinsam erarbeiteten Routenvorschlägen, die das Essener Radnetz so verdichten sollen, dass es seinen Namen verdient hat.
Zudem wird ein großer Fokus auf dem Projekt #hastemalluft liegen, dass das Defizit an von der Stadt bereitgestellten Reparaturstationen zumindest teilweise ausgleichen soll.
Wie immer sind natürlich auch drei Ausgaben der Kidical Mass in Bezirk 7, auf der klassischen Stadtgartenrunde und in Bezirk 9 geplant. Ebenso werden wir den ParkingDay feiern und sicher auch wieder einiges an Dankeschön-Aktionen veranstalten. Und man munkelt, dass es auch 2023 wieder eine große Demo geben könnte, wenn sich von Seiten der Stadt das Tempo nicht ändert.
Falls ihr Ideen habt oder euch an unseren klassischen Formaten beteiligen wollt, freuen wir uns über eine Mail an info@radentscheid-essen.de. |
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Sachstandsbericht der Verwaltung zur Umsetzung des RadEntscheides: Unsere Stellungnahme |
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Am 8. Dezember 2022 hat das Amt für Straßen und Verkehr im Ausschuss für Verkehr und Mobilität den Sachstandsbericht zur Umsetzung des RadEntscheid sowie einen Ausblick auf die Pläne für die weitere Umsetzung im Jahr 2023 vorgestellt. RadEntscheid Essen: “Die Verwaltung verfehlt ihre selbstgesteckten Ziele deutlich und ignoriert bei der Umsetzung des RadEntscheid die vom Stadtrat beschlossenen Ziele und Standards.” Weiterlesen… |
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#hastemalluft: Luftpumpenstandorte gesucht |
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#hastemalluft ist ein Projekt des RadEntscheid Essen. Mittels einer finanziellen Unterstützung der Grünen Hauptstadtagentur Essen und durch eine Kooperation mit der Firma SKS Germany werden Standluftpumpen angeschafft und im Stadtgebiet verteilt, sodass jede*r umme Ecke sein Fahrrad aufpumpen kann. Ziel ist es, dass mindestens in jedem der 50 Essener Stadtteile eine Standluftpumpe steht. |
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(Karte: RadEntscheid Essen/Open Street Map)
Wie ihr sehen könnt, freuen wir uns über ganz viele weitere Standorte, die sich bereit erklären würden, Luftpumpenstandort zu werden. Denn insgesamt 32 Luftpumpen von SKS Germany suchen ihren Weg in die 50 Essener Stadtteile. Luftpumpenstandorte können Einkaufsmöglichkeiten aller Art sein, aber auch Stadtteilbüros, Büchereien und viele weitere mehr. Die einzige Aufgabe des Standorts ist es, die Luftpumpe während der offiziellen Öffnungszeiten zur Verfügung zu stellen. Wenn du also einen geeigneten Ort kennst, an dem unbedingt eine Luftpumpe hin sollte, fülle gerne das Formular unter radentscheid-essen.de/haste-mal-luft/ aus. Danke dir für deine Mithilfe.
Übrigens: An allen Standorten, die in der Karte markiert sind, kannst du bereits jetzt schon dein Fahrrad aufpumpen. Der Aufkleber zur besseren Kennzeichnung folgt bald. |
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Wittekindstraße: Weitere Fahrradstraße ohne Einschränkung |
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Die Wittekindstraße wird modernisiert. Einsicht in die Unterlagen gibt es auf ris.essen.de/ unter > Vorlagen > Vorlagennummer „1972/2022/6“. Durch den fortgeschrittenen Planungsstand ist in der Vorlage eine Fahrradstraße als Vorzugsvariante dargestellt. Der REE hatte bereits 2021 Anmerkungen eingebracht. In der damaligen Mitteilung an die Verwaltung betonte der REE die Gestaltung der Fahrradstraße “nach neuem Standard”.
Dennoch ist die Fahrradstraße weiterhin als “Durchgangsstraße für alle” gedacht. Es werden 8.000 Kfz/Tag erwartet. Die Vorlage postuliert mittels Rechtsgutachten: “Dem Grunde nach” ist (zu) viel Kfz-Verkehr und eine Fahrradstraße kein Widerspruch. Dennoch bleibt offensichtlich: Diese Kfz-Belastung ist das doppelte der national gebräuchlichen technischen Richtlinien – und sie ist das 3,2-fache, ab welcher der “Leitfaden Fahrradstraße” des AGFS e.V. von einer Einrichtung einer Fahrradstraße abrät! Zudem, die Buslinie 142 und Einsatzfahrzeuge zum Krankenhaus erlauben keine Straßeneinbauten zur Durchsetzung von Tempo-30 (seitliche Hindernisse oder Bodenerhebungen). In Folge wird es zu viel und auch zu schnellen Kfz-Verkehr geben. Der Präzedenzfall Rüttenscheider Straße ist direkt nebenan. Fazit: Eine an technischen Richtlinien vorbei geplante Infrastruktur wird nicht attraktiv sein.
Der “Leitfaden Fahrradstraße” der AGFS e.V. empfiehlt zahlreiche Optionen, die Kfz-Verkehrsstärke zu reduzieren, z.B. modale Filter. Wie wäre es beispielsweise mit einem verkehrsberuhigten Platz an der Kreuzung Wittekindstraße/Rüttenscheider Straße, der die Aufenthaltsqualität im zentralen Bereich des Einzelhandels deutlich erhöht? Versenkbare Poller würden Bus- und Einsatzverkehr ermöglichen. Nur mit weiteren, deutlichen Anpassungen in der Planung hin zu einer richtlinienkonformen Gestaltung kann hier eine attraktive Fahrradstraße entstehen. |
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RadEntscheid-T-Shirts: Ab sofort abholbar bei Ralf |
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(Foto: Ralf Schmitt)
Für alle T-Shirt-Bestellerinnen: Eure T-Shirts sind fertig bedruckt und können bei Ralf nach Absprache mit ihm abgeholt werden. Falls du im neuen Jahr auch eines der schicken T-Shirts tragen möchtest, schreibe gerne eine E-Mail an info@radentscheid-essen.de. |
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Polizei Essen kontrolliert keine Überholabstände |
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(Foto: Anna Laura Schnieber)
Seit dem 28. April 2020 schreibt die Straßenverkehrsordnung beim Überholen von Radfahrenden innerorts mindestens einen Abstand von 1,5 m vor. In der Praxis führt das leider nur begrenzt zu einer Verbesserung der Situation von Radfahrenden. Davon zeugen eine Vielzahl von teils dramatischen Bildern in den sozialen Medien wie auch die Ergebnisse des OpenBikeSensor-Projekts, das deutschlandweit Überholvorgänge präzise misst und dokumentiert.
Da liegt die Frage nah, ob und wie die Essener Polizei die Einhaltung der noch jungen gesetzlichen Regelung überwacht. Auf eine individuelle Anfrage dazu erhielt eine interessierte Essenerin keine befriedigende Antwort. Sie gab aber nicht auf, sondern wiederholte ihre Frage über das Portal FragDenStaat und berief sich auf das Informationsfreiheitsgesetz.
Die anschließende Antwort der Polizei fällt ernüchternd aus: Weder kontrolliert sie Überholvorgänge noch hält sie das für notwendig, denn zu geringe Überholabstände zählten nicht zu den Hauptunfallursachen im Bereich des Radverkehrs. Ihr könnt die Frage und die Antwort hier nachlesen.
Aus unserer Sicht ist das zunächst einmal enttäuschend, da es hier um den Schutz und die Sicherheit von schwächeren Verkehrsteilnehmenden, nicht zuletzt auch Kindern, geht. Es offenbart weiterhin ein eigenwilliges Laissez-faire, nur dort die Einhaltung des Rechts zu überwachen, wo eine Behörde es für gerechtfertigt hält. Und in der Folge die Einhaltung anderer Regeln gar nicht zu kontrollieren – selbst dann nicht, wenn Betroffene hier Verstöße in großer Zahl beklagen.
Im Übrigen widerspricht die Polizei sich in dieser Sache selbst. In ihrer Stellungnahme zur Situation des Radverkehrs auf der Rüttenscheider Straße schrieb sie im August 2021: „Radfahrer werden durch Kfz-Führer riskant und rücksichtslos überholt, obwohl dies unter Einhaltung des erforderlichen Seitenabstandes von 1,5 Metern und der vorhandenen Fahrbahnbreite grundsätzlich einen Verstoß gegen die StVO darstellt.“
Auch das letztere Papier erhielt die Öffentlichkeit übrigens erst nach einer Anfrage gemäß des Informationsfreiheitsgesetzes. Ob Polizeibehörde oder Essener Verwaltung – wir stellen leider fest, dass Bürger*innen ihnen rechtmäßig zustehende Informationen immer häufiger zunächst verweigert werden und erst nach einer für sie aufwändigen Anfrage via FragDenStaat eine Antwort erhalten. |
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Guter Vorsatz: Im neuen Jahr mit uns Überholabstände messen |
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Falls ihr noch einen Vorsatz fürs neue Jahr braucht, hätten wir da eine Idee für euch: Ihr könnt uns helfen, das Gefahrenpotenzial durch Überholungen auf den Essener Straßen zu messen und sichtbar zu machen.
Über essener-lastenrad.de/zubehoer/openbikesensoren/ verleihen wir kostenlos mehrere Messgeräte, die – am Fahrrad angebracht – per Ultraschall den Überholabstand vorbeifahrender Autos messen. Auf einem Portal werden die Daten anonymisiert hochgeladen, sodass man die durchschnittlichen Überholabstände pro Straßenabschnitt sehen kann. Die Daten zeigen dabei, welche Infrastruktur sicher ist und welche eher nicht, und sollen Argumente gegenüber der Stadt Essen für z. B. breite Radstreifen liefern.
Hier könnt ihr euch einen Sensor buchen und bei der Abholung in Rüttenscheid oder Katernberg bekommt ihr eine genaue Einweisung, auch in die Datenschutz-Themen. Wir freuen uns über Messungen auf euren Arbeitswegen in allen Stadtteilen. |
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Fahrradrikscha: Verleih im Fachgeschäft für Stadtwandel geplant |
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Rikscha-Freund*innen aufgepasst: Das Fachgeschäft für Stadtwandel und die Initiative für Nachhaltigkeit planen die Anschaffung einer Fahrradrikscha. Im Februar 2023 wird ein Infoabend im Fachgeschäft für Stadtwandel zum geplanten Verleih-Rikscha angeboten. Die Finanzierung für die Anschaffung ist weitestgehend gesichert, momentan wird noch auf die finalen Förderzusagen gewartet. Angeschafft wird eine Rikscha Modell „Chat“ der Marke „VanRaam“. Das Fachgeschäft für Stadtwandel sucht noch Helfer*innen, Fahrer*innen und Unterstützer*innen, die das Modell nutzen und das Rikschaprojekt unterstützen wollen. Wichtig: Gesucht wird noch ein vandalismussicherer Stellplatz, idealerweise im Raum Holsterhausen, aber auch temporäre Unterstellmöglichkeiten sind willkommen. Wir hoffen, dass die Rikscha in Kürze bestellt werden kann und vielleicht Ostern schon durch die Stadt rollt! |
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Essener CDU und Grüne fantasieren von einem Hochradweg |
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(Inspiration Kopenhagen Foto: Dirk Schmidt, Qimby)
Nach ihren nicht ganz ausgereiften Vorschlägen für die Wittenbergstraße, die wir hier kommentiert haben, präsentieren CDU und Grüne nun eine weitere Radinfrastruktur-Idee: Essen soll einen Hochradweg erhalten. Wo genau eine solche Konstruktion in Essen gebraucht wird, ist bislang ungeklärt. Laut WAZ schlägt die CDU als Standort die Alfredstraße vor, konkret den Abschnitt, der parallel zur Bredeneyer Straße verläuft. Das sind etwa 1 bis 1,5 Kilometer. Doch wer will mit dem Rad über den lauten und giftigen Kraftfahrzeugverkehr auf der Alfredstraße fahren?
Was den Standort betrifft, entstanden in der Essener Fahrradbubble spontan Vorschläge, die näher an den Problemen auf den Alltagswegen orientiert sind: Wie gelangt man von der Innenstadt über die Friedrich-Ebert-Straße und den Kreisverkehr am Berliner Platz in die Grüne Mitte und weiter zur Trasse Rheinische Bahn, also dem zukünftigen Radschnellweg 1? Wie lässt sich die Trasse Rommenhöller Gleis komfortabel an die Hauptroute des Radverkehrs im Verlauf der Von-Einem-Straße und der Wittenbergstraße anbinden?
Die Idee von CDU und Grünen zu einem Hochradweg wirkt auf uns bislang etwas undurchdacht. Sie löst zunächst Fragen und Skepsis aus. Wenn es nicht gerade wie auf Kopenhagens Cykelslangen übers Wasser geht, dient die Idee des Hochradwegs gern dazu, den Status quo im Straßenraum zugunsten des Kraftfahrzeugverkehrs zu zementieren.
Auch blenden die Parteien eine wesentliche Herausforderung solcher Konstruktionen aus. Hochradwege brauchen Rampen, damit sie komfortabel zu erreichen sind. Diese Rampen benötigen viel Platz. Je nach Gesamtlänge braucht man nicht nur Rampen am jeweiligen Ende, sondern auch dort, wo sich auf der Strecke sinnvolle Anschlüsse und Verbindungen im Radverkehrsnetz ergeben.
Zur Umsetzung ihres Leuchtturmprojektes haben CDU und Grüne ein Budget in Höhe von 8 Millionen Euro im Haushaltsplan der Stadt eingeplant. In diesem Artikel über ein Schweizer Start-Up, das Hochradwege entwickelt, nennt das Unternehmen Kosten von rund 2,5 Millionen Euro pro Kilometer allein für die Konstruktion. Kopenhagens Cykelslangen allerdings ist nur 190 Meter lang und kostete 2014 bereits 5,2 Millionen Euro. Das Amt für Straßen und Verkehr kalkuliert für die Umsetzung des RadEntscheid bereits mit 1,4 Millionen Euro pro Kilometer für den Bau von konventioneller Radinfrastruktur entlang von Hauptstraßen.
Leuchtturmprojekte sind seit einigen Jahren Lieblinge der Politik. Solche Leuchttürme sind meist dann ein Thema, wenn es drumherum zappenduster ist. Das trifft auch auf die Idee der Parteien und den hiesigen Radverkehr zu. Was nützen den Radfahrer*innen ein paar hundert Meter Hochradweg, wenn die vielen Kilometer des eigentlichen Radwegenetzes lückenhaft, marode und unsicher sind.
Zumal ein Hochradweg Planungs- und Baukapazitäten bindet, die wir dringend an anderer Stelle brauchen. In unserer Stellungnahme zeigen wir deutlich, dass die Verwaltung der Umsetzung des RadEntscheid nicht nur zeitlich hinterherhinkt. Sie realisiert auch das beschlossene Qualitätsniveau nicht. Hier ist die Politik gefragt, zu intervenieren und sich für ihre eigenen Beschlüsse und das Votum von über 25.000 Bürger*innen zu engagieren. |
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Rückblick: Mit Floki nach Zentralasien |
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(Foto: René Gorny)
Mit rund einem Jahr Verspätung konnte der Radreisevortrag von Floki endlich im Fachgeschäft stattfinden. Über 75 Menschen waren trotz Regen gekommen und lauschten seinem kurzweiligen Bericht über seine 17.000-km-Radreise nach Zentralasien und zurück. Neben Fotos hatte er auch einen Schlauch mit 13 Flicken im Gepäck. Wer den Vortrag verpasst hat, kann das Buch über seine Radreise per Mail an florian.keiper@changing-cities.org bestellen.
Und wer jetzt selbst Lust hat: #einfachmallosfahren |
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Bauprojekte an der Gruga: Unterführung Alfredbrücke entfällt |
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(Visualisierung: HPP Architekten)
Die marode Alfredbrücke (B224 am Grugaplatz) soll von unten stabilisiert werden und daher die Fuß- und Radwegunterführung von der Schönlein- zur Gregorstraße samt Zufahrt zur Grugatrasse entfallen. Ersatz sollen später eine Rampe von der Rü Richtung Grugahalle und eine Anbindung per Brücke von der Schönleinstraße zur Rampe vom Hotel Atlantik auf den Grugaweg bieten. Letztere soll im Rahmen des Hochhausprojekts “Zechhaus” noch einmal neu gebaut werden. Insbesondere für Fußgänger ergeben sich zum Teil deutlich längere Wege.
In diesem Zusammenhang forderte die RadEntscheid Bezirksgruppe II bei einem Ortstermin:
– Eine Rad- und Fußquerung der Alfredstraße ist dauerhaft nötig. Der enorme Verkehr auf der jetzigen Unterführung sollte mit Hilfe von Zählungen deutlich gemacht werden. Während der Bauzeit und auch danach fordern wir nachdrücklich eine direkte Querungsmöglichkeit.
– Mindestens während der Bauzeit sollte es daher eine Rad-/Fußampel über die Alfredstraße geben.
– Die Unterführung samt Zufahrt Grugaweg darf erst gesperrt werden, wenn die Ersatzzufahrten gebaut oder zumindest temporär ermöglicht wurden (zum Beispiel als Gerüstbauwerk).
– Der Grugaweg als wichtige Achse, auch für den Berufsverkehr, darf nicht längerfristig gesperrt werden.
– Die Planungen für die Sanierung der Alfredbrücke, den Bau des Zech-Hochhauses, den Ausbau des Grugawegs, das Bauvorhaben auf dem Messeparkplatz samt Zuwegung von der Grugahalle und dem Anschluss des Radwegs Rommenhöller Gleis müssen so aufeinander abgestimmt werden, dass Rad- und Fußverkehr an diesem wichtigen Kreuzungspunkt zweier Hauptrouten immer ermöglicht wird.
Eine aktuelle Beteiligungsmöglichkeit gibt es für das Projekt Zechhaus. Über dessen Planung kann man sich im Zeitraum vom 23. Januar bis zum 3. Februar im Internet und bei der öffentlichen Ausstellung informieren: Zum Einen im Foyer des Atlantic Congress Hotels, Messeplatz 3, ganztägig, montags bis sonntags. Zum Anderen im Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Lindenallee 10, Deutschlandhaus, 5. Etage, Raum 501, montags bis freitags von 8-15 Uhr.
Besonders wichtig ist die öffentliche Anhörung und Diskussion: Sie findet am Donnerstag, 2. Februar, ab 19 Uhr im Atlantic Congress Hotel statt. Kommt zahlreich und gebt diese Information an alle, die es interessieren könnte, weiter. Damit Politik und Verwaltung merken, dass den Bürger*innen nicht egal ist, was in ihrer Stadt geschieht. |
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Lokalpolitik & Verwaltung |
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Ursprünglich geplant für 2022 hat die Verwaltung jetzt die Planung für die Erneuerung der Radwegeverbindung durch den Hallopark vorgelegt. Vorgesehen ist, die bereits jetzt existierenden Wege für Fuß- und Radverkehr zu tauschen und die 3 Meter breite, den Radfahrenden neu zugeordnete Fläche neu zu asphaltieren. Damit wird es auf einer wichtigen Wegeverbindung zwischen Zollverein und Kray/Steele eine Verbesserung geben. Die Vorlage geht am 18. Januar in die BV VI und soll nach Beratung im Umweltausschuss dann am 09. Februar im Verkehrsausschuss entschieden werden.
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Erste Überlegungen zu einer Radverkehrsanlage auf der Hallostraße, der direkten Verbindung zwischen Schonnebeck und Stoppenberg auf dem Radhauptroutennetz, werden laut Verwaltung allerdings frühestens im Herbst 2023 beginnen können. Wann dann tatsächlich Planungen vorliegen werden, ist also noch nicht absehbar.
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Die alte Brücke an der Josef-Hoeren-Straße wurde ja bereits vor einiger Zeit wegen Baufälligkeit abgerissen. Für den Ersatzbau der Radfahrer-/Fußgänger-Brücke über die Köln-Mindener-Bahn und Köln-Mindener-Straße bis hin zur Radverbindung Graitengraben ist nun der Planentwurf weiter konkretisiert worden. Dabei wurden u. a. einzelne Anpassungen zugunsten des Radverkehrs umgesetzt. Aktuell ist allerdings die Planung noch nicht abgeschlossen, sodass die Realisierung auch noch etwas dauern wird.
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Eine Vorlage im Ratsinformationssystem lässt verlauten, dass die Fahrradstraße auf der Altenessener Straße im Abschnitt vom Viehofer Platz bis zur Unsuhrstraße im Frühjahr 2023 neu markiert und beschildert werden soll. Danach soll dann nach dem Essener Standard mit Sharrows (wie auf der Rüttenscheider Straße) markiert sein. Die Bezirksvertretung 1 und der Ausschuss für Mobilität und Verkehr sollen die Vorlage nur noch zur Kenntnis nehmen. Wir sind gespannt! |
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Ideenmelder: Bewachte Fahrradstellplätze |
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In Ziel 6 des RadEntscheids geht es um den Ausbau von Fahrradstellplätzen, unter anderem um 4.000 neu zu schaffende überwachte Parkplätze in Fahrradparkhäusern. Wo sollte eurer Meinung nach ein solches Parkhaus stehen? Meldet uns doch die Stelle auf unserer interaktiven Ideenmelder-Karte. Dort könnt ihr euch über die bereits gemeldeten Stellen mit neuen Ideen für Geh- und Radweginfrastruktur in Essen einen Überblick verschaffen. Für jeden Marker gibt es eine eigene Detailseite. Die könnt ihr über einen Klick auf den Marker aufrufen und die Einzelheiten der Idee betrachten. In den Kommentaren könnt ihr außerdem eure eigenen Anmerkungen loswerden. Wenn ihr selbst Ideen melden möchtet, könnt ihr das sehr gerne auf unserer Ideen-Melde-Seite tun. Dorthin führt euch auch die Glocke unten auf der Karte. |
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Wer steht hinter dem RadEntscheid? Wie steht der RadEntscheid zu den politischen Parteien? Was kostet eine bessere Infrastruktur? Wie kann ich beim RadEntscheid mithelfen? Antworten auf diese und auf weitere Fragen findest du auf radentscheid-essen.de/ree-faq/. |
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Kommende Termine: Hier triffst du den RadEntscheid |
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18.01. / 19:30 Uhr / Bezirkstreffen Bezirk 3 (3. Mi. d. Monats)
19.01. / 20:15 Uhr / Bezirkstreffen Bezirke 1 & 7 (3. Do. d. Monats) / VUZ, Rottstraße 5
21.01. / 11:00-15:00 Uhr / Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt / PACT WerkStadt, Viktoriastraße 5
24.01. / 20:15 Uhr / Bezirkstreffen Bezirk 4 (4. Di. d. Monats)
25.01. / 20:15 Uhr / AG Aktionen (4. Mi. d. Monats)
28.01. / 11:00-15:00 Uhr / Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt / Fachgeschäft für Stadtwandel, Gemarkenstraße 72
04.02. / 11:00-15:00 Uhr / Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt / PACT WerkStadt, Viktoriastraße 5
06.02. / 20:15 Uhr / AG Öffentlichkeitsarbeit (1. Mo. d. Monats)
07.02. / 19:30 Uhr / Bezirkstreffen Bezirk 2 (1. Di. d. Monats)
08.02. / 20:00 Uhr / Bezirkstreffen Bezirk 8 (2. Mi. d. Monats / nur nach Bedarf)
09.02. / 19:30 Uhr / Bezirkstreffen Bezirke 5 & 6 (2. Do. d. Monats) / PACT WerkStadt, Viktoriastraße 5
10.02. / 19:00 Uhr / Critical Mass Essen (2. Fr. d. Monats) / Willy-Brandt-Platz
11.02. / 11:00-15:00 Uhr / Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt / Fachgeschäft für Stadtwandel, Gemarkenstraße 72
18.02. / 11:00-15:00 Uhr / Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt / PACT WerkStadt, Viktoriastraße 5
23.-26.02. / 10:00-18:00 Uhr / Fahrrad Essen / Messehallen
25.02. / 11:00-15:00 Uhr / Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt / Fachgeschäft für Stadtwandel, Gemarkenstraße 72
Save the date:
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10.-12.03.2023 / CyclingWorld / Düsseldorf
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17./18.03.2023 / ICFF FahrradFilmFestival / Herne
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25.03.2023 / Kidical Mass #1 / Bezirk 7
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21.-23.04.2023 / E-Bike-Festival Dortmund
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05.-07.05.2023 / Kidical Mass Aktionswochenende
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06.05.2023 / Kidical Mass #2 / Stadtgarten
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17.05.2023 / Ride of silence
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19.05.2023 / BikeToWorkDay
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25.05.2023 / AGFS-Kongress Köln
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27.05.-16.06.2023 / Stadtradeln im Team RadEntscheid Essen
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03.06.2023 / Weltfahrradtag
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26.08.2023 / Gutes Klima Festival 2023 / Zeche Carl
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15.09.2023 / Park(ing)-Day / Holsterhausen
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17.09.2023 / FancyWomenBikeRide / in Planung
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16.-22.09.2023 / Europäische Mobilitätswoche
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22.-24.09.2023 / Kidical Mass Aktionswochenende
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23.09.2023 / Kidical Mass #3 / Bezirk 9
Alle unsere Termine findest du auf unserer Website unter radentscheid-essen.de/termine. Zu welchem Bezirk dein Stadtteil gehört, erfährst du auf radentscheid-essen.de/bezirksgruppen. Und wenn du an einem Online-Treffen teilnehmen willst, schreib uns gern eine Mail an info@radentscheid-essen.de, um den Zugangslink zu erhalten. |
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Du hast dich gerade erst zum Newsletter angemeldet und willst wissen, was bisher geschah? Auf unserer Website findest du unser Newsletterarchiv, wo du auch die Neuigkeiten der letzten Monate gebündelt nachlesen kannst. |
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Spendenaufruf: Weiterbildungskosten |
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Unterstützen – das kannst du auch in finanzieller Form. Aktuell sammeln wir für unseren Topf für Weiterbildungsgelder. Die Mitglieder unseres ehrenamtlichen Teams sollen sich fortbilden können, um den RadEntscheid zum Beispiel besser vor der Presse oder auf Podiumsdiskussionen, aber auch bei inhaltlichen Gesprächen mit verschiedenen Ausschüssen vertreten zu können. Online spenden kannst du über WirWunder Essen bzw. Betterplace, alle anderen Möglichkeiten und unsere Kontonummer findest du auf radentscheid-essen.de/spenden/. |
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Was ist der RadEntscheid? | |
Der RadEntscheid Essen ist ein erfolgreiches Bürger*innenbegehren für eine verbesserte Radinfrastruktur in unserer Stadt. Nach unserer Formulierung konkreter Forderungen und deren Kostenschätzung durch die Stadtverwaltung konnte die Unterschriftensammlung am 15. Mai 2020 starten. Es mussten mindestens drei Prozent der wahlberechtigten Essener*innen ab 16 Jahren diese Forderungen unterschreiben, also 13.800.
Das haben wir mit 23.693 Unterschriften deutlich übertroffen, die wir am 24. August 2020 mit zusätzlich 568 Unterschriften von Kindern und Jugendlichen U16 an Oberbürgermeister Thomas Kufen übergeben haben. Am 26. August 2020 hat dann der Rat der Stadt Essen mit großer Mehrheit entschieden, unsere Forderungen vollumfänglich und im Wortlaut anzunehmen. Am 24. Dezember 2020 haben wir die Zählung bei 25.014 Unterschriften abgeschlossen. Damit ist unsere Arbeit aber nicht getan. Wir befinden uns nun in einer neun Jahre langen Umsetzungsphase, in der wir uns an konkreten Stellen für fahrradfreundliche Infrastruktur in Essen einsetzen. Dafür haben wir unsere Strukturen zum RadEntscheid 2.0 umgebaut und freuen uns über viele helfende Hände, Ideen und Beiträge in den Bezirksgruppen und AGs. |
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