Pressemitteilung des RadEntscheid Essen zu den WAZ-Artikeln „Essen-Fulerum: Alte Bäume sollen für Radweg gefällt werden” vom 28.06.2022 und „Vier Varianten für Humboldtstraße“ vom 01.07.2022
Am 27.06.2022 stellte die WAZ den Artikel mit dem Titel „Essen-Fulerum: Alte Bäume sollen für Radweg gefällt werden” online, in dem die Planungen des Essener Amts für Straßen und Verkehr (ASV) zur geänderten Aufteilung des Straßenraumes der Humboldtstraße kritisiert wurden. Kernpunkt der Kritik ist der nördliche Teil der Humboldtstraße, da dort Radwege zu Lasten des alten Baumbestandes geschaffen werden sollen.
Da wir als RadEntscheid Essen einerseits die Berichterstattung der WAZ als zu tendenziös gegen den Radverkehr beurteilen und andererseits zu der Planung bereits im Austausch mit dem ASV Essen standen, legen wir hiermit unseren Standpunkt dazu dar:
Ziemlich genau vor einem Jahr ist dem REE die Planung des ASV zur Humboldtstraße mit der Bitte um eine Stellungnahme vorgelegt worden. Darin sah das ASV die Schaffung von Radschutzstreifen auf der gesamten Länge der Humboldtstraße vor. Da dazu die Breite der Fahrbahn bzw. die Asphaltdecke (KFZ-Spuren + Schutzstreifen) gegenüber dem aktuellen Stand verbreitert werden müsste, würde das u.a. zwangsläufig zur oben angesprochenen Notwendigkeit der Fällung alten Baumbestandes führen.
Planung dient grundsätzlich nicht dem Ziel der Stadt zum 4×25% Modalsplit
In unserer Stellungnahme im Spätsommer letzten Jahres haben wir vornehmlich die Schaffung von Radschutzstreifen kritisiert, da diese nur die Mindestanforderung an Radverkehrsanlagen sind und, trotz ihres Namens, für den Radfahrer keinen Schutz gegenüber dem KFZ-Verkehr bieten. Damit tragen diese nur unwesentlich zur Sicherheit und Stärkung des Radverkehrs bei, anders als dies bspw. baulich getrennte Radwege können. Und damit dient diese Planung grundsätzlich nicht dem Ziel der Stadt für einen 4×25% Modalsplit im Verkehr bis 2035.
Unser Vorschlag an das ASV beinhaltete allerdings nicht nur die Schaffung von Radwegen, sondern auch den Vorschlag, den Radweg auf die Anwohnerseite und nicht auf die Straßenseite der Baumreihe zu legen. Notfalls auch mit einer verringerten Breite von nur 1,70m, wodurch der Altbestand der Bäume bestehen bleiben könnte. Der RadEntscheid ist gegen eine Fällung dieser Bäume. Erst recht, wenn dafür keine „wirklichen” Radwege geschaffen werden, sondern nur Radschutzstreifen auf verbreiterter Fahrbahn.
REE möchte ebenfalls keine Fällung der Bäume für Radschutzstreifen, sondern einen baulich getrennten Radweg
In der Antwort des ASV auf unsere Stellungnahme wurde auf diesen Aspekt aber gar nicht eingegangen. Unser Vorschlag wurde im Gesamten abgelehnt, weil beidseitige Radwege zu einer zu schmalen inneren Fahrbahnbreite führten, die den Begegnungsfall „Bus mit Bus” nicht abdecke. Das verstehen und akzeptieren wir, aber wünschen uns gleichzeitig mehr Bereitschaft des ASV zu Kompromissen für alle Seiten.
Ein möglicher Kompromiss könnte sein, die „westliche” Radverkehrsanlage als Radschutzstreifen auszuführen, damit ausreichend Fahrbahnbreite vorhanden ist und die Begegnungssituation „Bus mit Bus” ermöglicht wird, und zum Erhalt des Baumbestandes die „östliche” Radverkehrsanlage als Radweg jenseits der Baumreihe neben den Fußweg zu legen. Diese Option wäre unseres Erachtens die beste Möglichkeit, allen Interessen gerecht zu werden, und geht über die im heutigen WAZ-Artikel vorgestellten „Vier Varianten“ hinaus.