Die Bezirksgruppen 5 und 6 veranstalteten am 11. Juni 2022 eine gemeinsame Radtour. Start und Ziel war die Werkstadt Katernberg und eingeladen waren die Bezirksvertreterïnnen und alle Bürgerinnen und Bürger beider Bezirke.
Der diesjährige Schwerpunkt lag auf der Anbindung zwischen den Stadtteilen Katernberg und Altenessen. Bei allerbesten Wetterbedingungen wurden entlang der knapp 10 Kilometer langen Strecke immer wieder Stopps eingelegt, um positive und negative Beispiele für Radverkehrsinfrastruktur bei Politik und Bürger*innen vorzustellen. Im Anschluss an die Tour baten die Bezirksgruppen noch bei Kaffee und Kuchen zur konstruktiven Diskussion in die WerkStadt. Sowohl die Punkte der abgefahrenen Strecke als auch weitere in den Bezirken wurden besprochen und live mit Ergebnissen des REE-Mapathons verglichen. Verblüffend oft wurden dort schon passende Vorschläge für Verbesserungen und Erweiterungen des Radnetzes in unserer Stadt verzeichnet.
Berichterstattung
Neben der Berichterstattung in der WAZ haben wir die Tour auch hier noch einmal aufbereitet. So werden unsere Haltepunkte und Anmerkungen auch in Zukunft nicht so rasch in Vergessenheit geraten. Und wenn sich etwas bessert, haben wir die Gelegenheit den alten Stand noch einmal zu betrachten und uns noch mehr zu freuen. Auf der folgenden Karte sind die Punkte eingetragen, sie werden auch in den Abschnitten weiter unten direkt verlinkt.
Von der Werkstadt aus ging es die Viktoriastraße nach Norden. Am Distelbeckhof könnte die Hauptroute sehr schön in Richtung Altenessen verlängert werden.
Entlang dem Distelbeckhof sind uns besonders die Modalfilter als positive Beispiele ins Auge gefallen.
Von der Bruchstraße aus mussten wir uns durch ein Drängelgitter bzw. eine Umlaufsperre quälen um Am Schroerkotten zu erreichen. Diese Stelle ist besonders merkwürdig weil nur auf der Seite Am Schroerkotten ein VZ 240 „Gemeinsamer Geh- und Radweg“ vorhanden ist. In der Bruchstraße steht keins und der Zuweg ist sehr häufig zugeparkt. Selbst Ortskundige Mitfahrende waren von dem Vorhandensein des Wegs an sich überrascht. Von der einseitigen Beschilderung ebenso.
Im weiteren Verlauf sind uns sowohl die Rahmstraße als auch die Schwarze Straße als super Möglichkeiten für die Einrichtung von Fahrradstraßen aufgefallen.
Um aus der Schwarze Straße weiter geradeaus Richtung Waisenstraße zu kommen muss man den Gegenverkehr queren und hat nur sehr schlechte Sicht. Ein Verkehrsspiegel könnte hier Abhilfe schaffen. Außerdem sind die Bordsteine nicht auf Null abgesenkt.
An der Kreuzung Waisenstraße und Stankeitstraße gibt es schon sehr lange einen sehr guten Modalfilter der den Durchgangsverkehr aus dem Quartier heraushält. Auch hier das Problem: Die für den Radverkehr vorgesehenen Furten sind sehr häufig zugeparkt.
Am Nienkamp ist die Radverkehrsführung mehr als gewöhnungs- und erklärungsbedürftig. Am Nienkamp ist eine Einbahnstraße und in Gegenrichtung nicht für den Radverkehr freigegeben. Stattdessen muss die Straße gequert werden. Erst dann wird über Gehweg und Grünanlage der Stauderkreisel erreicht. Problematisch sind dort die häufig auf dem Gehweg parkenden Autos des angrenzenden Labors unter anderem für den Schulweg zum Leibniz.
Auch die Querung des Stauderkreisels ist für alle Verkehrsteilnehmenden ohne Auto nicht gut gelöst, die Umlaufzeit ist hoch. An der Wilhelm-Nieswandt-Allee ragen regelmäßig bis dauernd parkende Lieferwagen auf den Radweg. Auf die Stauderstraße wird der Radverkehr direkt und ohne jede weitere Infrastruktur in den fließenden Verkehr geführt. Das alles macht überhaupt kein gutes Gefühl und ist definitiv keine Einladung zum Radfahren.
Auf dem weiteren Verlauf der Stauderstraße bleibt das schlechte Gefühl: Keine Infrastruktur, viel Verkehr, wenig Platz. Erst die Ampelschaltung der Ampel kurz nach der Waisenstraße lässt sich als positiver Punkt vermerken: Sie schaltet sehr schnell für Fuß- und Radverkehr auf Grün. Ansonsten dominieren hier klar die Probleme:
- Die Oberflächenbeschaffenheit der Straße ist schlecht
- Es gibt viel Schwerlastverkehr
- Es gibt Busverkehr
- Viele schlechte Ampelschaltungen (Rahmstraße, Bischoffstraße, Fundlandstraße)
Wir passierten auch einen tödlichen Unfallort: An der Stauderstraße / Josef-Hoeren-Straße wurde 2018 eine Mutter von einem Fahrer eines EBE-Lasters überfahren und verstarb.
An der Heinrich-Lersch-Straße wurde es dann endlich wieder ruhiger und angenehmer zu fahren. Die Heinrich-Lersch-Straße ließe sich hervorragend als Fahrradstraße verlängern um die Anbindung der Wohngebiete nördlich der Zollvereinstraße an das vorhandene Hauptroutennetz zu ermöglichen.
Am Heinrich-Lersch-Platz hieß es dann 15 Meter Schieben für Radfahrende: Es gibt keine legale Möglichkeit den Platz auf Fahrrädern fahrend zu queren.
Auch die Theobaldstraße könnte auf ihre gesamte Länge als Fahrradstraße verlängert werden um eine durchgängige Achse nach Norden zu bilden.
Am Ende der Theobaldstraße führt die Hauptradroute nach Osten ohne jede Fahrradinfrastruktur und über Straßenbahnschienen nach Katernberg zurück. Einige Mitfahrende stiegen hier ob des Risikos lieber ab und schob ihre Räder über den Fußweg. Für eine Hauptroute ein Armutszeugnis.
Dann war die Tour geschafft und konnte, wie in der Einleitung schon angesprochen, in der Werkstadt noch konstruktiv diskutiert werden. Die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder waren dabei deutlich über Kapazität belegt.
Das Format fand bei allen Teilnehmenden großen Anklang und so sind sich die REE-Bezirksgruppen 5 und 6 schon heute sicher, dass auch im nächsten Jahr wieder eine Tour angeboten werden wird. So schnell werden uns die anzusprechenden (und in Touren anzufahrenden) Punkte im Essener Norden nicht ausgehen. Hoffentlich werden es schnell mehr positive. Vielen Dank an alle Teilnehmenden für das offen geführte Wort und die konstruktive Atmosphäre.