Eine Brücke nur für den Radverkehr? 6 Meter breit, 82 Meter lang und 3,1 Millionen Euro teuer? In Essen? Da staunt ihr, oder?
Was wir aus Utrecht, Kopenhagen & Co. kennen, gibt es im Ruhrgebiet nicht allzu oft: ein einzelnes Infrastrukturbauwerk, das exklusiv dem Radverkehr dient. Am 10. Juni diesen Jahres erlebte Essen einen solchen, seltenen Kopenhagen-Moment.
Die neue schlanke Stahlbrücke überspannt den Berthold-Beitz-Boulevard als Teil der Fahrradtrasse Rheinische Bahn. Bislang musstet ihr die höher liegende Trasse verlassen, an der Fußgängerampel den Boulevard überqueren, um auf der anderen Seite wieder zur Rheinischen Bahn zu gelangen.

Dank der Brücke radelt ihr nun einfach über den Autoverkehr hinweg
Gebaut wurde die Brücke vom Regionalverband Ruhr (RVR). Zur Eröffnung lud dessen Regionaldirektorin, Karola Geiß-Netthöfel, nicht nur Oberbürgermeister Thomas Kufen ein, sondern auch Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Hendrik Wüst.

Denn neben dem RVR Anteil in Höhe von 0,6 Millionen Euro förderte das Land mit 2,5 Millionen Euro den weitaus größeren Anteil der Gesamtkosten. Schließlich zählt die Brücke gemeinsam mit der Fahrradtrasse eines schönen Tages zum Radschnellweg 1 (RS1).
Links und Rechts der Brücke tut sich in Sachen RS1 wenig
Damit die Politik und die Verwaltung dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren, haben wir während der Eröffnung dezent daran erinnert 😉

In Richtung Osten stockt der Bau des RS1 seit Jahren. In Richtung Westen ist der Weg de facto ein gemeinsam genutzter Geh- und Radweg, der teils nur als Schotterpiste daher kommt.
Und noch etwas: Wenn ihr demnächst über die neue Brücke düst, werft mal einen Blick nach unten. Die sieben Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr auf dem Berthold-Beitz-Boulevard sehen so gar nicht nach Mobilitätswende aus.
Links und rechts der Brücke sowie darunter wartet also noch jede Menge Arbeit auf uns. Für einen kurzen Moment fühlte sich das Fahrradleben dennoch beinahe ein wenig an wie auf Utrechts Dafne-Schippers-Brücke oder Kopenhagens Cykelslangen.
Mehr davon, bitte 🙂