Den Überholabstand von Autos, die Radfahrer*innen überholen, mit dem OpenBikeSensor messen – das geht auch in Essen. Der RadEntscheid Essen verleiht über das Portal “Essener Lastenrad” zehn solcher Messgeräte für jeweils vier Wochen. Die gesammelten Daten sind anonymisiert auf dem Essener OBS-Portal zu finden und geben Auskunft darüber, wie eng im Durchschnitt auf den verschiedenen Straßenabschnitten in Essen überholt wird. Die Leihgeräte wurden über die Ideenbörse der Grüne-Hauptstadt-Agentur finanziert. Ausführliche Infos zum Open-Science-Projekt und zur weiteren Entwicklung gibt es auf openbikesensor.org. Inzwischen gibt es in Essen über 30 (teilweise private) OpenBikeSensoren.
Was ist ein OpenBikeSensor?
Ein OpenBikeSensor – das ist ein Gerät, das den Überholabstand von Autos zu Fahrrädern misst und die Messungen notiert.
Das Projekt wurde in Stuttgart entwickelt und soll anonym möglichst viele Daten zu Überholabständen beim Fahrradfahren sammeln. Auf einer Karte sieht man dann, wo zu eng und gefährdend überholt wird und wo deshalb dringend an der Infrastruktur geschraubt werden muss. Diese Informationen wollen wir sammeln, um der Stadt Essen schwarz auf weiß zu zeigen, wo die Infrastruktur in Bezug auf Überholabstände nicht ausreichend ist. Das gesamte Projekt, die benötigte Software und auch die Baupläne für die Hardware sind OpenSource. Sie stehen also frei und kostenlos für alle zur Verfügung. Alle Informationen um Open-Science-Projekt und zur Weiterentwicklung finden sich auf der Homepage des Projekts: openbikesensor.org.
Wie sieht ein OpenBikeSensor aus?
Ein OpenBikeSensor besteht aus zwei Teilen: Die Kiste und der Knopp.
Die Kiste
Die Kiste wird üblicherweise unter dem Sattel montiert. Sie enthält den Abstandssensor, ein GPS-Modul, einen Akku und weitere Elektronik. Sie misst kontinuierlich den Abstand zu Dingen links und rechts neben dem Rad, die GPS-Position und auch Datum und Uhrzeit.
(Foto: Frank Rosinger)
Der Knopp
Der Knopp dient zur Erfassung eines Überholvorgangs. Ein Druck ergibt einen gespeicherten Datenpunkt mit Datum und Uhrzeit, GPS-Koordinaten und Abstandsmessung aus der Kiste.
(Foto: Frank Rosinger)
Was passiert mit den gesammelten Daten?
Beim Sensor ist eine Privacy Zone einstellbar, in der keine Daten gespeichert werden. Alle weiteren Daten werden auf ein lokales Datenportal hochgeladen. Die GPS-Tracks sind dabei standardmäßig privat gestellt, die Messwerte gehen aber dennoch in die Bewertung der einzelnen Straßen ein. So lässt sich ablesen, mit welchem durchschnittlichen Abstand man in den verschiedenen Straßenabschnitten in Essen überholt wird. Je mehr Daten vorliegen, desto verlässlicher die Ergebnisse. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Messungen können dann in Gesprächen mit der Stadtverwaltung genutzt werden, um aufzuzeigen, bei welcher Art von Fahrradinfrastruktur der gesetzlich vorgeschriebene Überholabstand von 1,50 Meter eingehalten wird und wo er ignoriert und missachtet wird. Unter folgendem Link könnt ihr schauen, welche Messungen es bislang auf den Essener Straßen gibt:
Wo kann ich einen OpenBikeSensor ausleihen?
Damit wir möglichst viele Strecken und Wege in Essen in Bezug auf den Überholabstand erfassen können, sind wir auf eure Mithilfe angewiesen. Über das Portal essener-lastenrad.de könnt ihr einen von 16 OBS umsonst für vier Wochen ausleihen. Die Standorte sind momentan in der Innenstadt, in Katernberg und in Werden. Bei der Übergabe wird das Gerät passend für euer Fahrrad konfiguriert, eine Privacy Zone eingestellt und alles ausführlich erklärt. Dann könnt ihr vier Wochen lang auf euren Strecken Daten sammeln und diese entweder selbst hochladen oder einfach zurückbringen und wir kümmern uns um die Daten.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Fahrradpreis
Am 17.02.2022 wurde der OpenBikeSensor zusammen mit der SimRa-App mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet: 1. Platz in der Kategorie Service & Kommunikation.
Der RadEntscheid Essen gratuliert ganz herzlich!
Der OpenBikeSensor in der WDR Lokalzeit
Am 07.12.2021 wurde in der WDR-Lokalzeit über den OpenBikeSensor in Essen berichtet. Hier findet ihr den Beitrag auf YouTube.
Bilder von unserem Workshop
Hier findet ihr einige Eindrücke von unserem ersten OBS-Workshop am 30.10.2021: